Anthroposophische Medizin

Anthroposophischen Medizin (AM)

Entstehung und Entwicklung der Anthroposophischen Medizin (AM)


Die AM ist Anfang des 20. Jahrhunderts von Dr. Rudolf Steiner in Zusammenarbeit mit der Ärztin Ida Wegman entstanden. Sie ist Bestandteil der von Rudolf Steiner entwickelten Anthroposophie. Anthroposophie heißt: Wissenschaft (oder Weisheit) vom Menschen. 
 Rudolf Steiner hat sie selbst einmal so charakterisiert: 

“Unter Anthroposophie verstehe ich eine wissenschaftliche Erforschung der geistigen Welt, welche die Einseitigkeiten einer blossen Naturerkenntnis ebenso wie diejenige der gewöhnlichen Mystik durchschaut und die, bevor sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt einzudringen, in der erkennenden Seele erst die im gewöhnlichen Bewusstsein und in der gewöhnlichen Wissenschaft noch nicht tätigen Kräfte entwickelt, welche ein solches Eindringen ermöglichen.“ (Aus: Rudolf Steiner Gesamtausgabe 35)

Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, es für möglich halten, dass es neben der Realität, die wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen, noch weitere Realitäten gibt, Realitäten, die auch von Wesen seelisch-geistiger Natur “bevölkert” sind, dann halten Sie es vielleicht auch für möglich, dass es unter uns hoch entwickelte Menschen gibt, die bereits über die bekannten fünf Sinne hinaus weitere Sinne entwickelt haben, mit denen sie in jenen anderen Realitäten wahrnehmen und forschen können. Rudolf Steiner war zweifellos ein solcher Mensch. Wenn ich von weiteren Sinnen rede, muss ich auch erwähnen, dass solche nur vorhanden sein können, wenn der Mensch sie sich selbst - insbesondere durch Meditation - erarbeitet hat. In der umfangreichen anthroposophischen Literatur finden Sie zu diesem Thema reichlich Stoff.

Wenn Sie davon überzeugt sein sollten, dass das, was wir mit unseren fünf Sinnen erfassen können, wirklich alles ist, was es zu erforschen gibt, dann stehen Sie halt auf dem Boden der Naturwissenschaft, zu der auch unsere Schulmedizin zählt, und dann werden Sie wahrscheinlich spätestens jetzt das Weiterlesen einstellen.

Rudolf Steiners Lebenswerk umfasst nahezu sämtliche Bereiche des menschlichen Daseins. Die Medizin ist nur eines dieser Gebiete.

Im Übrigen gebe ich zu bedenken, dass Rudolf Steiner selbst kein Mediziner gewesen ist, allerdings sehr wohl dazu im Stande war, vor Ärzten und Medizinstudenten eine große Zahl von Vorträgen zum Thema Medizin zu halten, die an Aktualität bis heute nichts eingebüßt haben; sie werden im Gegenteil immer besser verstanden und gewinnen deswegen ständig an Aktualität.

Dennoch ist auch die AM nichts Endgültiges, Fertiges. Sie wurde in den vergangenen Jahrzehnten von vielen anthroposophischen Wissenschaftlern nach den Angaben Rudolf Steiners konsequent weiter entwickelt.

 
Rudolf Steiner hat die Verdienste der Schulmedizin sehr wohl gewürdigt, diese aber als 1/4 Medizin charakterisiert, die nach seiner Überzeugung der Ergänzung durch anthroposophisch gewonnene Erkenntnisse bedarf.
Warum sprach Steiner denn von einer 1/4-Medizin? Nun, weil sich die Schulmedizin bei ihren Forschungen nur auf den physischen Leib bezieht.
Die Schulmedizin hat sich in den letzten Jahrhunderten auf die sinnlich wahrnehmbaren Vorgänge in der Natur (Physik, Chemie) konzentriert und daher beim Menschen auch nur den physischen Leib untersucht. Sie lässt halt nur gelten, was man sehen, hören, tasten, messen, wiegen, schmecken, riechen kann. Oder mit anderen Worten: Was mit den fünf Sinnen, oder deren Verlängerung (Fernrohr, Mikroskop etc.), nicht erfassbar ist, existiert für sie nicht. Begriffe wie Seele, Geist, Himmel, Engel, Gott, Christus usw. sind naturwissenschaftlich nicht greifbar, sie werden daher von der Schulmedizin, getreu nach Kants Vorgabe (Kategorischer Imperativ!) in den Bereich des Glaubens verwiesen. Das soll keine Vorwurf sein, sondern lediglich eine Feststellung.
Steiner hat in seinem umfangreichen Werk (ca. 70 Bücher und mehr als 6000 Vorträge) den Menschen mit großer Überzeugungskraft als ein körperlich-seelisch-geistiges Wesen dargestellt und dessen Zusammenhang mit dem physischen, seelischen und geistigen Kosmos erläutert. Er hat den Menschen als viergliederiges Wesen beschrieben. So besteht nach seiner übersinnlichen Erkenntnis der Mensch eben nicht nur aus dem physischen Leib, der uns allen sichtbar ist und den die Schulmedizin mit durchaus bewundernswertem Fleiß erforscht, sondern darüber hinaus aus den übersinnlichen Wesensgliedern
  • Ätherleib,
  • Astralleib und
  • Ich,
die zunächst allerdings nur einem hellsichtigen Bewusstsein zugänglich sind.
Steiner hat die vielfältigen Prozesse in und zwischen diesen vier menschlichen Wesensgliedern erforscht und die umfangreichen Ergebnisse dieser Forschung auch unserer Medizin zugänglich gemacht. Diese hat Steiners Forschungsergebnisse bisher jedoch nicht zur Kenntnis genommen.
Steiners Werk wird seit nunmehr rund 90 Jahren von den Vertretern der Naturwissenschaft so gut wie nicht zur Kenntnis genommen. Das ist insbesondere deswegen so, weil Steiner die von der Naturwissenschaft behaupteten Erkenntnisgrenzen (Kant) als nicht existent bezeichnet hat. Die Anthroposophie und die untrennbar mit ihr verbundene AM sind eine wissenschaftliche Errungenschaft auf allerhöchstem Niveau. Eine Wissenschaft jedoch, die nicht allein auf der naturwissenschaftlichen Grundlage steht, sondern eine Wissenschaft, die darüber hinaus die seelischen und geistigen Daseinsbereiche und deren Interaktionen mit unserer natürlichen Welt in ihre Forschungen einbezieht. 

Jedenfalls beruht nach meinem Dafürhalten die Unkenntnis der Schulmediziner über die AM zum einen auf gezielter Desinformation und andererseits auf der Bequemlichkeit vieler Schulmediziner, sich ein eigenes Bild von der AM zu machen.


Ausbildung
Zum Studium der AM werden ausnahmslos Studenten zugelassen, die bereits ein Studium der Schulmedizin abgeschlossen haben.
Nach dem schulmedizinischen Studium beginnt für diese angehenden Ärzte ein komplettes zweites Studium. Die Studenten erarbeiten sich hierbei das Weltbild der Anthroposophie und spezialisieren sich dann auf die AM.

Diagnose und therapeutischer Ansatz
Bei Diagnose und Therapie stützt sich der anthroposophische Arzt im Wesentlichen auf sein Wissen um die Viergliedrigkeit des physisch-seelisch-geistigen Menschenwesens sowie dessen Nerven-Sinnes-System, Gliedmassen-Stoffwechsel-System und Herz-Kreislauf-System.
Der anthroposophische Arzt erhält wichtige Informationen, indem er den Menschen in seinen Polaritäten betrachtet. Das Nerven-Sinnes-System und das Gliedmassen-Stoffwechsel-System sind solche entgegengesetzt tätige Systeme. Das Herz-Kreislauf-System bildet die ausgleichende, gesundmachende Mitte.
Die polaren Kräfte von Ruhe und Bewegung werden durch die Atmung und durch die Kreislauftätigkeit im mittleren Menschen rhythmisch verbunden und zum Ausgleich gebracht. Im gesunden Zustand befinden sich das Nerven-Sinnes-System, das Gliedmaßen-Stoffwechsel-System, das Herz-Kreislauf-System und die vier Wesensglieder in einem dynamischen Gleichgewicht. Einseitigkeit dagegen bedeutet Krankheit. Bei der Heilung handelt es sich daher darum, solche Einseitigkeiten aufzuspüren und aufzuheben.
Bei bestimmten Krankheiten greift auch die AM auf die Medikamente der Schulmedizin zurück, das sind aber die Ausnahmen; im Normalfall bevorzugt der anthroposophische Arzt jedoch spezifisch anthroposophische Arzneimittel und / oder künstlerisch-therapeutische Übungen, wie Heileurythmie, plastisch-therapeutisches Gestalten, Maltherapie, Musiktherapie, Sprachgestaltung usw.
 
 
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Die anthroposophischen Heilmittel werden den Naturreichen (Mineral-, Pflanzen-, Tierreich) entnommen und durch verschiedene pharmazeutische Prozesse den im Menschen stattfindenden Prozessen ähnlich gemacht, so dass damit die Selbstheilungskräfte der menschlichen Wesensglieder angeregt und unterstützt werden können. 

Rudolf Steiner wies darauf hin, dass der Mensch im Laufe seiner langen Entwicklungsgeschichte die Naturreiche (Mineralreich, Pflanzenreich, Tierreich) aus sich heraus gesetzt habe. Die ganze weite Natur sei ein ausgebreiteter Mensch. Deshalb sei der Mensch, obwohl die Naturreiche nunmehr objektiv ausserhalb seiner selbst existieren, dennoch untrennbar mit diesen verbunden und sein Wohlergehen hänge sehr davon ab, dass er mit diesen Reichen in harmonischem Einklang stehe. Die Kräfte dieser Reiche, also der Mineralien, Pflanzen, Tiere, können ihm im Krankheitsfall von unschätzbarem Wert sein.
Dies sei auch deswegen möglich, weil diese Bereiche frei von Ahrimans und Luzifers Einflüssen geblieben sind.
Die AM spricht bei Krankheiten von gestörten Prozessen: z.B. Leberprozess, Nierenprozess, Lungenprozess, usw. Gleichartige Prozesse existieren gemäß Rudolf Steiner jedoch nicht nur im menschlichen Wesensgefüge, sondern auch in den Naturreichen, die ja, wie wir gesehen haben, sehr eng mit dem Menschen verbunden sind. Dank seiner Hellsichtigkeit, war es Rudolf Steiner möglich, in den Naturreichen Prozesse zu finden, die den menschlichen Prozessen entsprechen oder zumindest sehr ähnlich sind. Die Kunst der AM besteht nun unter anderem darin, die in der Natur existierenden Prozesse aus dieser herauszulösen und derart aufzubereiten, dass sie im menschlichen Organismus zur Wirkung kommen können. Auf diese Weise kann beispielsweise der in den Menschen verlagerte Prozess einer bestimmten Pflanze, der eben dem menschlichen Lungenprozess entspricht, den erkrankten Lungenprozess eines Menschen wieder in Ordnung bringen.
Selbstverständlich entnehmen auch die Schulmedizin und die Ganzheitsmedizin ihre Wirkstoffe den Naturreichen. Ihre Vorgehensweise ist empirisch (trail & error). Beide medizinischen Bereiche besitzen keine Kenntnis über die Verwandtschaft von Natur, Tier und Mensch oder genauer gesagt: von Mineralreich, Pflanzenreich, Tierreich und Menschenreich. Sie finden mit ihrer Methode zwar heraus, dass ein bestimmter Stoff bestimmte Wirkungen (und Nebenwirkungen) hat; es kümmert sie aber nicht, warum das so ist. Man ignoriert die großen Zusammenhänge einfach, die uns Steiner aufgezeigt hat. Man nimmt sie seit ca. 80 Jahren kaum zur Kenntnis. Die Vertreter der Naturwissenschaft, deren Grundlage der Materialismus ist, halten Steiner eher noch immer für einen Narren und entwickeln ihre Arzneimittel lieber weiterhin auf dem langen und teuren Wege von trial & error,halten dabei Tierversuche für unerlässlich und entwickeln schließlich meist doch nur Medikamente, die zwar wirken, die aber auch die allseits gefürchteten Nebenwirkungen aufweisen (Bittere Pillen).
Letzteres ist bei vorschriftsmäßig hergestellten und korrekt verabreichten anthroposophischen Heilmitteln ausgeschlossen.
Die große Anzahl der potenzierten anthroposophischen Heilmittel könnte die Meinung aufkommen lassen, hierbei handele es sich auch um eine Art Homöopathie. Steiner hat Hahnemann, der die Homöopathie vor über 200 Jahren entwickelt hat, zwar sehr geschätzt, aber er formulierte das Hahnemannsche Motto: Gleiches mit Gleichem behandeln wie folgt um:
Dasjenige, was in großen Mengen im unteren Menschen 
(im Gliedmaßen-Stoffwechsel-System) krankmachend wirkt, 
wirkt in kleinen Mengen vom oberen Menschen (Nerven-
Sinnes-System) aus gesundmachend und umgekehrt. (Zugegeben, das ist schon etwas schwer zu verstehen, aber das ganze Leben ist halt kompliziert.)
In der AM werden vor allem Dezimalpotenzen verabreicht. In der Regel kommen nur Potenzen bis D30 zur Anwendung. Durch die Potenzhöhe wird den Medikamenten eine bestimmte Wirkens richtung vorgegeben:
Tiefe Potenzen von D1 – D6 wirken im Gliedmaßen-Stoffwechsel-
Bereich.
Mittlere Potenzen von D8 – D15 wirken im Herz-Lungen-Bereich.
Hohe Potenzen von D20 – D30 wirken im Nerven-Sinnes-Bereich.
Im Unterschied zu Herstellung von Heilmitteln der klassischen Homöopathie wird bei der Herstellung anthroposophischer Heilmittel meist von Hand geschüttelt, und nicht nach unten, sondern waagrecht (Fa. Weleda) oder nach oben (Fa. Wala). Die Schüttelzeiten sind unterschiedlich und werden von den Ausgangsstoffen bestimmt. Beim Schütteln werden auch die Einflüsse der Tageszeiten und Gestirnkonstellationen berücksichtigt.
Spezielle Präparate sind die vegetabilisierten Metalle (metallgedüngte Pflanzen) und die Metallspiegelpräparate.


Anthroposophische Ärzte
In Deutschland gibt es in fast jeder Stadt anthroposophische Ärzte. Da diese meines Wissens nicht alle als anthroposophische Ärzte firmieren, kann man deren Anschriften über die sog. Zweige der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, die in den Telefonbüchern erfasst sind, in Erfahrung bringen.

Literatur
In jeder größeren deutschen Stadt finden Sie einen anthroposophischen Buchladen, der auch zum Thema Medizin ein reichhaltiges Buchangebot vorhält.

Meine Lieblingsbücher zum Thema „Anthroposophische Medizin”:
  1. Geisteswissenschaft und Medizin, Rudolf Steiner, Taschenbuchausgabe 677, ISBN 3-7274-6770-3
  2. Unerhörtes aus der Medizin, von Jörg Reinhard und Adolf Baumann, Hallwag Verlag Bern und Stuttgart, ISBN 3-444-10360-3
  3. Märchen und Heilmittel, von Henning M. Schramm, Novalis Verlag AG Schaffhausen, ISBN 3-7214-0594-3
  4. Anthroposophische Medizin in der Praxis 1, Medizinisches Seminar Bad Boll, Verlags GmbH Bad Boll, ISBN 3-928914-08-1
  5. Iscador, PD Dr. med. Robert W. Gorter, Verlag für GanzheitsMedizin, ISBN 3-905436-02-7
  6. Krebs verhindern, Dr. med. Fritz Spielberger, Verlags GmbH Bad Boll, ISBN 3-928914-10-3
  7. Krebs- und Krankheitsfrüherkennung durch Blutkristallisation, Dr. med. Fritz Spielberger, Remshalden, ISBN 3-9805895-0-1
  8. Gespräche mit Naturgeistern (Flensburger Hefte Verlag)



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